ROTE ORTSTEILSCHILDER

Wer mit offenen Augen durch Rahlstedt geht oder fährt, der wird es festgestellt haben: Die Beschilderung unseres Stadtteils hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder verändert. Hatten wir früher noch unsere altbekannten roten Ortsteilschilder mit weißer Schrift, sind diese an vielen Stellen entweder ganz verschwunden oder durch weiße Tafeln mit schwarzer Schrift ersetzt worden.



Die Veränderungen in der Beschilderung unserer Stadtteile begannen, als sich das Bezirksamt 2004 plötzlich dieses Themas annahm. Man wolle eine hamburgweit einheitliche Gestaltung der Ortsteilschilder umsetzen, hieß es. Zu diesem Zweck sollten die neuen Schilder einheitlich in ganz Hamburg in Weiß mit schwarzer Schrift gestaltet sein und unter dem Ortsteilnamen auch dementsprechenden Bezirk aufweisen. Einhergehen sollte damit eine Abschaffung der Schilder Alt-Rahlstedt, Neu-Rahlstedt, Meiendorf und Oldenfelde. Diese standen - ebenso wie im Wandsbeker Kerngebiet das Schild Hinschenfelde nur an Grenzen innerhalb eines Stadtteils, also etwa zwischen Meiendorf und Oldenfelde sowie zwischen Alt-Rahlstedt und Neu-Rahlstedt. Das Wandsbeker Bezirksamt ließ Politik und Vereine wissen, man könne diese untergeordneten Ortsteile künftig nicht mehr ausschildern, da diese offiziell gar nicht existieren würden. Der damalige Ortsausschuss Rahlstedt und die Bezirksversammlung Wandsbek sprachen sich in mehreren Beschlüssen dafür aus, die Beschilderung aller Ortsteile so beizubehalten wie sie ist. Die SPD beantragte darüber hinaus, die rot-weißen Schilder der ehemaligen stormarnischen Dörfer in ganz Wandsbek zu behalten, dieses wurde jedoch von der CDU abgelehnt.

Die Änderungen seitens des Bezirksamtes haben vielen Menschen in Rahlstedt ein Stück Identifikation mit ihrem Wohnort genommen. Ein Meiendorfer etwa wohnt zwar formell tatsächlich in Rahlstedt, sieht sich in der Regel aber eher als Meiendorfer, denn als Rahlstedter. Das Bezirksamt wollte jedoch nicht einlenken. Es wurde schließlich zumindest bezüglich der Schilder  für die “inoffiziellen Ortsteile”, ein Kompromiss gefunden: Die Schilder für Alt-Rahlstedt, Neu-Rahlstedt, Meiendorf und Oldenfelde sollten erhalten und den Bürgervereinen im Rahmen einer Betreuungs-Patenschaft übergeben werden. Im Jahr 2005 nahm mit den beschriebenen Veränderungen ein Chaos in der Beschilderung unserer Stadt- und Ortsteile seinen Lauf, das bis heute anhält. So wurden zunächst weiße Schilder bestellt und aufgestellt, auf denen nicht etwa “Rahlstedt -Bezirk Wandsbek” zu lesen war, sondern “Rahlstedt - Bezirksamt Wandsbek”. Nach entsprechenden Hinweisen aus der Kommunalpolitik musste das Bezirksamt diese Schilder überkleben lassen. Doch der Peinlichkeiten nicht genug. Statt etwa an den Außengrenzen Rahlstedts konsequent die richtigen Schilder aufzustellen, fand sich am Meiendorfer Weg aus Richtung Volksdorf kommend plötzlich ein Schild mit der Aufschrift “Meiendorf - Bezirk Wandsbek”.
So wurde dort nicht nur gegen die Regelung verstoßen, die inoffiziellen Ortsteile nur innerhalb des Stadtteils Rahlstedt auszuschildern, Meiendorf wurde durch die Aufstellung eines weißen Schildes gleichzeitig zum Stadtteil im Bezirk Wandsbek erhoben - denn nur für diese sollte es die Schilder ja geben.
Gute drei Jahre später zeigte das Bezirksamt in diesem Themenfeld vielerlei Aktivitäten, die davon geprägt waren, dass eine Hand scheinbar nicht wusste, was die andere tut, denn nach und nach tauchten falsche Schilder in ganz Rahlstedt auf. Keinerlei Aktivität zeigte das Bezirksamt hingegen hinsichtlich dem vom Bürgerverein  Rahlstedt seit drei Jahren gewünschten Erhalt der alten rot-weißen Schilder. Auf mehrere Schreiben gab es keine Reaktion seitens der Verwaltung. Eine formelle schriftliche Anfrage an das Bezirksamt ergab, dass die Schreiben dort angeblich nicht bekannt seien. Dieses Chaos im Bezirksamt in dieser Angelegenheit war Anlass genug, das Thema im Wandsbeker Verkehrsausschuss erneut anzusprechen. Hierbei wurde deutlich, dass dem Bezirksamt diese Angelegenheit mehr als unangenehm ist und man bereit ist, der Politik und den Vereinen vor Ort entgegenzukommen. Nun soll bis zum Anfang des kommenden Jahres eine Bestandsaufnahme aller bestehenden und aller fehlenden Stadtteil- und Ortsteilschilder erstellt werden. Auf dieser Basis wollen die Fraktionen in der Bezirksversammlung dann darüber beraten, an welcher Stelle Schilder aufgebaut werden und dann im Neuzustand den Bürgervereinen für eine Patenschaft angeboten werden können. Eines ist klar: In diesem Zusammenhang werden wir darauf achten, dass Alt-Rahlstedt, Neu-Rahlstedt, Meiendorf und Oldenfelde gebührend berücksichtigt werden. Und zwar mit Schildern in der bekannten und beliebten rot-weißen Ausführung - denn für inoffizielle Ortsteile gelten auch keine offiziellen Regeln.

Lars Kocherscheid

Bild: J.-R. Wulff