NACHRUF von Ortsamtsleiter a. D. Rolf Mietzsch
Hans Günter Stark ist tot. Er wäre am 19. September 83 Jahre alt geworden. Mit Hans Günter Stark war ich durch meinen Beruf lange Zeit auf‘s Engste verbunden. Dankbar für diese Zeit werde ich Hans Günter Stark in guter Erinnerung behalten. „hgs“ - sein Markenzeichen - war Journalist und Redakteur aus Berufung; man traf ihn überall, ob in der Bezirksversammlung Wandsbek, beim damaligen Ortsausschuss Rahlstedt, bei Interessenverbänden, Sport- oder Schützenvereinen, auf Veranstaltungen der bis 1993 in Rahlstedt stationierten Bundeswehr, Kunstausstellungen oder anderen Ereignissen, und zwar zu jeder Tageszeit ggf. auch Nachtzeit. In seinen Artikeln, Berichten und Kommentaren in verschiedenen regionalen Zeitungen erlebte man den leidenschaftlichen Profi und Könner der schreibenden Zunft.
Er war kein Hofberichterstatter, sondern ein Berichterstatter mit ausgeprägtem Gerechtigkeitsgefühl. Seine Maxime war immer, der Wahrheit so nahe wie möglich zu kommen. Deshalb war die gründliche Recherche ihm, wie kaum einem Anderen, zur Gewohnheit geworden. Nur dann, wenn ihm alle Möglichkeiten, Hintergründe zu erkennen, ausgeschöpft schienen, erlaubte er sich, über die Berichterstattung hinaus, konstruktiv Kritik in seinen Kommentaren oder - feinsinnig versponnen - in seinen Artikeln zu üben.
Es gehörte zur Persönlichkeit von „hgs“, auch in der Kritik fair zu bleiben, insbesondere dann, wenn es sich um Einzelpersonen handelte. Er arbeitete stets mit dem Bewusstsein, dass der Pressemann ein scharf geschliffenes Instrument in der Hand hat, das sehr leicht verletzen und missbraucht werden kann.
Als Journalist war „hgs“ auch ein Dolmetscher, der komplizierte Sachverhalte verständlich - ohne Wesentliches wegzulassen - seinen Lesern mundgerecht servieren konnte. Er machte im wahrsten Sinne des Wortes „langweilige“ Kommunalpolitik schmackhaft.
„hgs“ hat als Journalist durch eine aufklärende Berichterstattung daran mitgewirkt, dass z. B. aus der damals kritischen Haltung der Bürger des Stadtteils Rahlstedt gegenüber der Bundeswehr ein fast problemloses Nachbarschaftsverhältnis geworden ist.
„hgs“ zählte nicht zu den Einäugigen. Seine geistige und politische Unabhängigkeit haben ihn stets vor lautstarker Polemik bewahrt. - Wie kaum ein anderer Journalist durchschaute er hier in Rahlstedt und darüber hinaus gesellschaftliche und kommunalpolitische Zusammenhänge in ihrer Vielfalt. Und er erkannte auch die Ursachen, an der eine Demokratie Schaden nehmen kann.
Nach seiner Pensionierung im Jahre 1987 hat „hgs“ in verschiedenen Beiträgen zur Geschichte und Kultur erlebte Stadtteilgeschichte „aus der Rumpelkammer seines Gedächtnisses hervorgeholt“ und dabei den „Blick durch einen Türspalt“ gewährt.
Dieses Gedächtnis funktioniert nun nicht mehr. „hgs“ verstarb am 26. August 2008 an einem Gehirntumor. Seiner hinterbliebenen Ehefrau Charlotte und seiner Tochter Beata gehört mein ganzes Mitgefühl.
Bild: Stadtteilarchiv Rahlstedt