Für den gestrigen Abend hatte sich die Film ab! - Projektgruppe vorgenommen, einen außergewöhnlichen Rahlstedter zu ehren und sein 90. Geburtstag am 30. April bot dazu einen guten Anlass. Knapp 40 Personen waren der Einladung gefolgt und fanden sich im Festsaal des Gemeindehauses der Martinskirche ein.

Zur Eröffnung spielten Helmut Stuarnig (Geige), Dr. Friedrich Jantke (Bratsche) und Peter Mittelberg (Klavier) Stücke aus verschiedenen Chaplinfilmen. Da konnte Herr Steinbach nicht andächtig lauschen, er unterhielt die Besucher mit einer Tanzeinlage.

Der Abend wurde von Katharina Joanowitsch moderiert. Kurz schilderte sie, wie die Projektgruppe auf Simon Steinbach aufmerksam geworden war: er hatte sie schlicht angerufen. Gewohnt in eigener Sache Werbung zu machen, hatte er sich im Januar nach einer Ankündigung für den Kinofilm CHAPLIN in Erinnerung gebracht und erlebte den Filmabend als Ehrengast.

Die Laudatio hielt Monika Felsing aus Bremen. Sie war die erste Überraschung des Abends, denn Simon Steinbach kennt die Variete-Expertin von dem Geschichtsverein Lastoria sehr gut, hatte aber keine Ahnung, das sie eingeladen worden war.
Anschaulich erzählte sie aus der großen Zeit der berühmten Varietes, zu denen sowohl das Bremer Astoria als auch das Hamburger Hansa-Theater gehörten. Oder in der Königsklasse das Londoner Palladium. Und da wurde auch dem letzten Gast klar: die 3 Steenbacks (bestehend aus Simon, Ottmar und Ingeborg Steinbach) waren zu ihrer Zeit Superstars.

Der nächste Programmpunkt war der von dem ebenfalls aus Rahlstedt stammenden Dokumentarfilmer Wolfgang Fischer produzierte Kurzfilm BALANCE. Der Film zeigt das Comeback von Simon Steinbach kurz vor seinem Eintritt in das Rentenalter. Als Einrad fahrender Charlie Chaplin tingelte er durch halb Deutschland und hörte erst vor fünf Jahren damit auf.
Das auftretende Tonproblem wurde übrigens äußerst elegant gelöst und so konnten alle der beliebten Stimme von Hans Paetsch lauschen, der in dem Film als Erzähler fungierte.

Die nächste Überraschung ließ nicht auf sich warten: kaum war das Licht wieder angegangen, radelten Madita und Pauli auf ihren Einrädern in den Saal. Die beiden Mädchen hatten sich alles selbst ausgedacht. Die Choreografie ihrer Darbietung ebenso wie ihrer angedeuteten Chaplinkostüme. Ein sichtlich bewegter Simon Steinbach bedachte die akrobatischen Einlagen der beiden mit stürmischen Applaus.

Den Abschluss des offiziellen Programms läutete dann Horst Schwarz ein. Dem Bürgerverein war ein Dachbodenfund aus Leipzig zugespielt worden: eine persönlich Widmung von Simon Steinbach für ein Ehepaar, das ihn in den 40er Jahren beherbergt hatte. Die hatte das Stadtteilarchiv nun rahmen lassen und Horst Schwarz überreichte das Dokument mit noch zwei weiteren Bildern als nachträgliches Geburtstagsgeschenk.

Beim anschließenden Umtrunk wurde angeregt geplaudert und noch so mancher Gast zeigte sich beeindruckt von diesem agilen Mann. Unter ihnen auch der Rahlstedter Dokumentarfilmer Thorsten Rosemann, der nach einem kurzen Interview mit Simon Steinbach die ersten Ideen für eine Reportage hatte.
Die Film ab! - Projektgruppe bedankt sich bei allen, die mit ihrem Beitrag diesen gelungenen Abend gestaltet haben (Madita, Pauli: eure Ideen mit den Kostümen hat nicht nur Herrn Steinbach berührt).

Bilder: J. Seligmann